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Oßmannstedter Gespräch – Imker und Landwirte im Dialog am 09.03.24

Am 09.03.2024 lud die Thüringer Arbeitsgemeinschaft Imkerei und Landwirtschaft (ThAGIL) zu ihren Oßmannstedter Gesprächen. In seiner Eröffnungsrede würdigte Ralf Kunz, Vorsitzender der ThAGIL, die gute Tradition dieses Dialogs, welcher bereits von Ferdinand Gerstung vor mehr als 130 Jahren in Oßmannstedt ins Leben gerufen wurde und vor 10 Jahren eine Wiederbelebung erfuhr.

Als erste Referentin des Tages konnten wir Frau Dr. Kirsten Traynor, die Leiterin der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim begrüßen. Die gebürtige US-Amerikanerin gab den Anwesenden einen Einblick in Bienenhaltung in den USA. Demnach spielt die Honigproduktion dort nur eine untergeordnete Rolle. 90% der Bienenvölker werden von Berufsimkern gehalten, die ihren Lebensunterhalt mit der Bestäubungsleistung ihrer Bienen verdienen. Dazu wandern sie mit ihren Völkern jedes Jahr um die 20.000 km, um die verschiedenen Trachtquellen im Land zu erreichen. Die Imkereien sind hochprofessionell ausgestattet und bewirtschaften in der Regel 5.000 und mehr Völker. Die größte Imkerei in den USA nennt sogar 80.000 Völker ihr Eigen. Die wichtigste Tracht für die Imker ist die Mandelblüte. Ca. 80% der Weltproduktion dieser Frucht befinden sich in Kalifornien. Mit der Bestäubungsprämie von 200 bis 250 US$/Volk können die Imker die Gesamt-Kosten ihrer Bienenhaltung allein durch die Mandelblüte nahezu abdecken.

Dazu im Vergleich ist die Bestäubungsimkerei in Deutschland nur wenig entwickelt. Lediglich in den Obstbauregionen des Alten Landes oder am Bodensee gibt es nennenswerte Aktivitäten hierzu. In der Apfelblüte können Imker hierzulande mit Prämien von 25 bis 65 €/Volk rechnen, was nach Aussage von Frau Dr. Traynor in keiner Weise die Bestäubungsleistung der Bienen honoriert.

Der Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Artensterben, insbesondere dem Rückgang der insektenbrütigen Biomasse war Thema des Beitrages von Matthias Wolfschmidt. Der studierte Tierarzt ist Vorstand der Aurelia-Stiftung in Berlin und begann mit einer Art Presseschau zu den Ursachen des Insektenschwundes. Er endete mit der Fragestellung, ob eine Landwirtschaft ohne Pflanzenschutzmittel machbar sei. Leider blieb er die konkrete Beantwortung dieser Frage schuldig, plädierte aber dafür, verstärkt regenerative Ansätze der Landbewirtschaftung zu nutzen, welche eine Reduktion der Anwendungshäufigkeit von Pflanzenschutzmitteln ermöglicht.

Hierzu entwickelte sich eine intensive Diskussion. So sei es falsch, größeren, konventionell wirtschaftenden Landwirtschaftsbetrieben per se die Schuld am Rückgang der Insekten zuzuschreiben. Es fehle eine Kommunikation auf Augenhöhe. Nicht die Größe oder die Frage nach Konventionell oder Bio ist entscheidend für die Biodiversität, sondern die gute fachliche Praxis. Auch sei die Landwirtschaft ist nicht der einzige Adressat, wenn es um Biodiversitätsverlust und Artensterben geht.

Ein Praxisbeispiel für Integrativen Insektenschutz ist das BfN-Projekt „InsektA“. Frau Christine Teumer von der Natura2000-Station „Mittlere Saale“ ist Leiterin dieses Projektes und stellte erste umgesetzte Maßnahmen vor. Dazu zählen die Anlage von Beetle-Banks oder die Errichtung von Bienenburgen ebenso wie die Begleitung von Landwirten beim Anbau alternativer Futterleguminosen oder leguminosenfreier Ansaaten an Gewässerrandstreifen. Eine Herausforderung dabei sei, dass es zu keiner Doppelförderung mit konkurrierenden Auflagen aus den Bereichen der GAP- oder KULAP-Förderung kommen darf. Das Projekt beschränkt sich nicht allein auf den landwirtschaftlichen Bereich. Insektenschutz sei ein gesellschaftliches Thema und so sind auch Maßnahmen im Siedlungsbereich, wie verschiedene Renaturierungsprojekte oder auch Dachbegrünungen Teil der Projektarbeit.

Abschließend informierte Johannes Beleites zum Stand des FLE-Projektes „Thüringer Landwirte und Imker im Dialog“, welches auch für die Organisation der Oßmannstedter Gespräche verantwortlich war.
Einer guten Tradition folgend, endete der Tag mit der Ehrung von Ferdinand Gerstung. Der Landesverband Thüringer Imker e.V. legte an seinem Grab und am Ehrenmal eine Einpflanzung nieder. Zugleich gilt der Dank dem Imkerverein Oßmannstedt e.V. welcher sich um die Pflege der Grabstätte und des Ehrenmals kümmert.

Thomas Köhler, ThAGIL

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