Pressemitteilung zur Gedenkfeier des 100. Todestages und 165. Geburtstages von Ferdinand Gerstung und 20. jährige Trägerschaft des Deutschen Bienenmuseums in Weimar durch Thüringer Imker.
Am 07./08. März 2025 veranstaltet der Landesverband Thüringer Imker zusammen mit der ThAGIL (Thüringer Arbeitsgemeinschaft Imker & Landwirte) und dem Förderverein Deutsches Bienenmuseum im Bienenmuseum eine Gedenkfeier zu Ehren Dr. h.c. Ferdinand Gerstung.
Die Veranstaltung beginnt am Freitag um 18 Uhr und tags darauf von 09 -16 Uhr findet die Gedenkfeier mit der Enthüllung einer Gedenktafel statt.
Den Veranstaltungsplan finden Sie auf des Homepage des Landesverbandes unter www:lvthi.de
Ferdinand Gerstung war einer der herausragenden Imker zur Zeit der vorletzten Jhd.-Wende. Er wurde am 06. März 1860 in Vacha an der Werra geboren und verstarb am 05. März 1925 in Oßmannstedt bei Weimar. Von Kind interessierte er sich für die Natur und deren Lebenszusammenhänge, sodass er, um seinen Wissenshunger zu stillen, mit seinen Freunden am Gymnasium einen „Kauzverein“ gründete, der zum Ziel hatte festzustellen, welche Tierarten (hauptsächlich Großvögel) in ihrem Sinne nützlich oder schädlich für die Natur seien. Obwohl er Arzt werden wollte, widmete er sich seiner Mutter zuliebe der Theologie (Uni Jena und Heidelberg), ohne jedoch das naturwissenschaftliche Interesse aufzugeben. Dabei wurden ihm im besonderen Maß die Gegensätze in der Naturforschung zwischen der materialistischen Weltauffassung und der idealistischen, wie sie in der Religion zugrunde liegt, bewusst.
Mit 23 Jahren wurde er Pfarrvikar in Ifta bei Eisenach. Anhand seiner Kanarienvögel, die er bereits während seiner Studienzeit erfolgreich gezüchtet hatte, lernte er die Grundlagen der Vererbung kennen. In Ifta tauschte er einen Teil seiner Vögel gegen ein Bienenvolk des Vorgängers ein und wurde so zum Bienenzüchter. Im Selbststudium wurde ihm sehr bald deutlich, dass Bienenvölker auf Hochwaben (Ganzrahmen) besser gediehen als auf Flachrahmen. Durch seine besondere Beobachtungsgabe entdeckte er in seinem neu errichteten Bienenstand in Oßmannstedt, wohin er 1886 umgezogen war, den Legegang einer Wespenkönigin. Dem Erkenntnisdrang folgend öffnete er dann zahlreiche Bienenvölker und sah dort überall dasselbe Brutnestbild. Damit hatte er das „Grundgesetz der Brut- und Volksentwicklung des Biens“, wie er das Bienenvolk fortwährend nannte, entdeckt.
1889 wurde er zum ersten Mal Autor, als er dieses Grundgesetz im „Bienenwirtschaftlichen Zentralblatt“ veröffentlichte. Die Anfeindungen ließen nicht lange auf sich warten, was ihn wohl zu Neuem angespornt hat. So erschienen im Laufe der Jahre bis zur Jahrtausendwende mehrere Werke, die dann in seinem Lebenswerk „Der Bien und seine Zucht“ ihren Höhepunkt fanden. Dieses grundlegende Werk der Bienenkunde und Lehrbuch für Imker*innen erzielte 7 Auflagen, zuletzt 1926. Sie waren alle noch in altdeutscher Schrift verfasst. Dadurch verblasste der große Bekanntheitsgrad Ferdinand Gerstungs und seiner Literatur immer mehr. Außer dem Begriff „Bien“ ist inzwischen wenig von den grundlegenden Erkenntnissen über das Zusammenleben des „Bien“ und der daraus folgenden Betriebsweise für Imker*innen bekannt.
In Anbetracht der heutigen, angespannten Situation der Spezies »Biene« soll dieses alte Standardwerk der Imkerliteratur nun wieder zur Bedeutung gelangen. Verursacht durch die bedrohlich sinkende Artenvielfalt, die unachtsame, ja z. T. sogar frevelhaft Betreuung der Völker und daraus folgende sinkende Widerstandskraft, werden Bienenkrankheiten und Parasiten Tür und Tor geöffnet. Dazu hat Imkermeister Richard Graf in jahrelanger Kleinarbeit das Werk Ferdinand Gerstungs in eine für den heutigen Leser gängige Schrift und verständliche Ausdrucksweise übertragen. Weiterhin hat er die Abbildungen von Waben mit Brut durch Farbfotos ersetzt, damit der Leser auch optisch den „Legegang der Bienenkönigin“ nachvollziehen kann. Das Buch wird bei dieser Feierlichkeit der Öffentlichkeit vorgestellt.